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Naturpark Stromberg-Heuchelberg: Wandern durch das Kirbachtal - Wein und Geschichte

zuerst veröffentlicht im Bergzeit Magazin (5. Juni 2015)

Der Naturpark Stromberg-Heuchelberg ist ein relativ unbekanntes, dafür aber umso schöneres Wander- und auch Bikerevier. In der Mitte eines von den großen Städten Karlsruhe-Pforzheim, Heilbronn und Stuttgart gebildeten Dreiecks erheben sich auf dreiunddreißigtausend Hektar sanft gewölbte, dicht bewaldete Hügel und Berge. Ihnen zu Füßen liegen pittoreske Dörfer ländlichen Charakters, die eingebettet sind in eine Landschaft des Wein- und Ackerbaus. Die Region ist eine der wärmsten Baden-Württembergs. Auf Biker und Wanderer wartet ein sonniges Weinland mit einem bemerkenswert dichten Netz aus Wegen und Pfaden und einem fast schon südlichem Flair, das reich ist an Burgen und Ruinen und auch mit Badegewässern nicht geizt.

Kulturgeschichte, Wein und Natur – von diesen Eindrucken ist die Wanderung durch den Strombergwald und das Kirbachtal geprägt. Schon der Ort, an dem die Tour ihren Ausgang nimmt, ist ein geschichtsträchtiger. Freudental war einst jüdische Landgemeinde. Synagoge und Friedhof sind bis heute erhalten. Darüber hinaus residierte König Friedrich I von Württemberg während der Sommermonate im Freudentaler Schloss. Dessen Wege kreuzten sich mit denjenigen der jüdischen Gemeinde des öfteren. Die Wanderung führt zu den Spuren dieser Zeit. Zwischen Streuobstwiesen, Äckern und dem Stromberg-Wald führt der Wanderweg westlich von Freudental an den Sportanlagen vorüber und hinunter zum „Stutendenkmal“. Hier hat der König, ob seiner Leibesfülle auch „Dicker Friedrich“ genannt, seiner tapferen Schimmelstute Helene ein Denkmal gesetzt. Sie erreichte, obwohl sie das Gewicht Friedrichs zu tragen hatte, das stolze Alter von siebenundzwanzig Jahren.
Für Helene: Das Stutendenkmal bei Freudental.
Nur wenige hundert Meter entfernt liegt auf der anderen Seite des Steinbachs der neue jüdische Friedhof aus dem Jahre 1811 idyllisch am Waldesrand. Seit 1723 hatten die Mitglieder der jüdischen Gemeinde ihre letzte Ruhe auf dem alten Gottesacker im Alleenfeld östlich der Ortschaft gefunden – bis König Friedrich 1811 dort eine Fasanerie errichten ließ.
Der Jüdische Friedhof von Freudental.

Entlang des Steinbaches führt der Freudentaler Weg, ein schattiger Forstweg, nun leicht bergan und mündet in den Altertum-Weg. Die Teiche links dieses Weges waren einst die Fischgründe des württembergischen Königs.

Bald zeigt auf der rechten Seite ein unscheinbares, leicht zu übersehendes Schild hinunter zum „Altertum“. Der um 1810 errichtete, wegen seiner Form auch als „Königskrone“ bekannte Steinbau diente dem König und dessen Jagdgästen als Jagdunterstand. Dort wartete wohl vor allem Friedrich persönlich auf das Wild, das die Untertanen vor sein Gewehr trieben, denn der Tisch im Innern legt mit seiner halbkreisförmigen Ausbuchtung Zeugnis ab über seinen fülligen Gast. Ein Stück weiter bergauf folgt links der Königssitz, ein Rastplatz mit steinerner Sitzbank aus Stubensandstein-Findlingen für die vornehmen Jagdgesellschaften des Königs.
Das "Altertum": Jagdunterstand des Königs.
Das moderne Pendant des Königssitzes, der Rast- und Grillplatz an der Pfeiferhütte, wartet am Ende des Altertum-Weges an einer großen Wegekreuzung und liegt ähnlich idyllisch im Wald. Der Wolfsklingen-Weg schlängelt sich nun sanft ansteigend durch den Wald hinauf zum Wolfstein, ein steinernes Mahnmal einer fragwürdigen Herrschaft des Menschen über die Natur. An dieser Stelle erlegte ein Waldschütz namens Sorg im Jahre 1847 den letzten wildlebenden Wolf in Württemberg.
Das Denkmal für den letzten wildlebenden Wolf in Württemberg.
Der Eselsweg mündet nach einer Weile in den Spielberger Weg, der durch die Weinberge hinunter zur Straße und schließlich zum Geigersberg oberhalb von Ochsenbach führt. Von der Rebflurbereinigung verschont, weist das Weinberggebiet mit seinen zahlreichen den Hang durchziehenden Trockenmauern noch die Merkmale traditioneller Weinbau-Kulturlandschaft auf. Auf dem Lehrwanderpfad vermitteln mehr als dreißig Schautafeln die jüngere Kulturgeschichte des Weinbaus. Hübsche, gut erhaltene Fachwerkhäuser säumen die Dorfstraße von Ochsenbach, das seinen historischen Charakter weitgehend erhalten hat. Ein sonniger Feld- und Wiesenweg führt am Kirbach entlang und in die Weinberge oberhalb von Hohenhaslach hinein. Bei gutem Wetter schweift das Auge über die Höhenzüge Stuttgarts hinweg bis zur Schwäbischen Alb. Ruhebänke stehen bereit für die ausgiebige Bewunderung der Aussicht. Zwischen Reben und Waldrand verläuft der Weinbergweg, der schließlich in einen kleinen Waldpfad mündet, welcher wiederum aum Startpunkt der Tour an den Sportplätzen von Freudental endet.
Schippbachtal

Tourdaten

  • Start: Freudental
  • Länge: 17,6 Kilometer
  • Höhendifferenz: 165 Meter (246 Meter bis 411 Meter)
  • Höhenmeter: bergauf 362 und bergab 366 Meter
  • Schwierigkeitsgrad: einfache, aber relativ lange Wanderung

Infos und Literatur

Tipp: Rucksackvesper
Das gastronomische Angebot lässt mittlerweile sehr zu wünschen übrig. Wo früher mehrere traditionsreiche Dorfgasthäuser auf engstem Raum erfolgreich nebeneinander existierten, buhlen heute die Winzer mit ihren Besenwirtschaften und Weinstuben um die Gunst der Gäste. Die Familienbetriebe haben häufig nur vier Monate im Jahr geöffnet.


Tipp: Navigation

Ortsunkundige sollten ein Outdoor-Navi oder eine Touren-App, mindestens aber gutes Kartenmaterial mit auf die Reise nehmen, denn auf sie wartet ein großteils mangelhaft und bisweilen konfus beschildertes, unkoordiniertes und wenig gastfreundliches Wegegewirr, das zum Verlaufen und Verfahren geradezu einlädt.