Bike-Frühling in Südtirol

zuerst veröffentlicht im Bergzeit Magazin (21. März 2015)

Die Überetsch ist Südtirols wärmste Region und gilt als der schönste Landstrich im Tale der Etsch. Das Hügelland um den malerisch gelegenen Kalterer See lädt zum Mountainbiken ein, wenn woanders die Wege noch schneebedeckt sind. Die beiden Orte Tramin und Kaltern, eingebettet in eine zauberhafte Wein- und Obstlandschaft zwischen der steilen Gebirgswand der Mendel und dem bewaldeten Mitterberg, sind die Ausgangspunkte schöner Frühjahrs-Biketouren.

Von der Mendel auf den Penegal und ins Nonstal

Vom Zentrum und Herzstück Kalterns an der Weinstraße (Caldaro sulla Strada del Vino, 425 m) führen die ersten Kilometer der erlebnisreichen Biketour hinauf zur Talstation der Mendelbahn (Funicolare della Mendola, 854 m). In ihren knallroten Wägen bringt die Standseilbahn Radler und Bikes auf sehr steiler Trasse schnurstracks in nur 12 Minuten auf die Mendel hinauf und überwindet dabei 516 Höhenmeter. Die Bahn ist eine Fahrt wert, doch auch die Auffahrt mittels Zwei-Schenkel-PS ist ein Erlebnis. Wer sie bevorzugt, nimmt die Mendelpass-Straße unter die Räder, muss aber eventuell mit starkem Verkehr und riskanten Überholmanövern auf der teils schmalen Straße rechnen. An der Mendel (Mendola), auf 1.370 Metern an der Grenze von Südtirol und dem Trentino, stehen große alte Hotels, deren Glanz deutlich sichtbar längst Geschichte ist, und zahlreiche Läden. Mitleid mit den einstigen Palästen und Wehmut nach den alten Zeiten sorgen in Verbindung mit der Freude auf die Biketour für gemischte Gefühle.

Gipfelanstieg zur Rotzspitze
Eine wenig befahrene Asphaltstraße überwindet bis zum Monte Penegal (1.737 m) weitere 350 Höhenmeter, die sich lohnen. Zwar ist der Aussichtsturm wegen Baufälligkeit geschlossen, doch ist die Aussicht auch von der Terrasse des Penegal schlicht grandios. Aus der Ferne grüßen Rosengarten und andere Dolomiten-Schönheiten, im Tal leuchten die Obstgärten, und Bozen liegt gleichsam zu Füßen.
Panorama vom Penegal: Überetsch und Bozen

Genuss pur bietet das Nonstal (Val di Non). Der landschaftlich wie fahrtechnisch reizvolle Trail (Weg 508) führt über eine ehemalige Skipiste hinunter zur Malga Malosco und weiter zu den Lärchenwiesen der Regole di Malosco. Die Rifugio Regole (1.315 m) lockt mit schönem Gastgarten und leckeren Speisen. Eine Pause muss sein.

Am Ende der schönen Wald- und Wiesen-Wege 514 und 515 erscheint Ruffrè am Horizont. Um die Wende vom neunzehnten zum zwanzigsten Jahrhundert war das Dorf – wie im übrigen auch die Mendel – ein angesagtes Feriendomizil der Donaumonarchie. Doch auch hier ist der Glanz weitgehend verblasst. Dennoch, oder gerade deshalb ist Ruffrè durchaus sehenswert.

Vom Ortsende führt eine Asphaltstraße zurück zur Mendel. Die Abfahrt hinunter nach Kaltern erfolgt entweder mit der Mendelbahn, oder, für die Mutigeren unter den Radlern, über den Pass. Das Bergabkurven ist Spaß pur, und wer sein Bike sicher beherrscht, winkt den Rennradlern zu, die am späten Nachmittag und frühen Abend in großer Zahl Richtung Passhöhe kurbeln.

 
 

 

 

Über die Trasse der Fleimstalbahn zur Cisloner Alm im Naturpark Trudner Horn

Ausgangspunkt der Tour ist St. Josef am See (S. Guiseppe al Lago, 221 m). Der Radweg entlang der Südtiroler Weinstraße führt durch blühende Obstgärten und vorbei am Südufer des Kalterer Sees an den schattigen Rand des Leuchtenburger Forsts. Nach Unterquerung der Autobahn und Überquerung der Etsch steht lockeres Warmradeln auf dem ebenen, fein asphaltierten Etschtalradweg auf dem Programm, das am Abzweig nach Neumarkt (Egna) endet. Vom Ortskern von Neumarkt (218 m) warten die ersten Höhenmeter auf den Biker, die noch moderat ausfallen. Über Pinzon (Pinzano) führt die gleichnamige Straße hinauf nach Montan (Montagna, 456 m). Nahe des alten Bahnhofsgebäudes beginnt die Fahrt auf der Trasse der ehemaligen Fleimstalbahn. Immer wieder sorgen Tunnels und Viadukte für Abwechslung. 14 Kilometer später wird der Radler auf dem nur leicht ansteigenden, fein geschotterten Weg etwa 800 Höhenmeter zurückgelegt haben.

Tunnel der Fleimstalbahn
In Kaltenbrunn (Fontanefredde, 1.008 m) ist die Fahrt auf der Bahntrasse zu Ende. Ein Besuch des Naturparkhauses Trudner Horn In Truden (Trodena, 1.127 m) lohnt nicht nur, um die Beine auf das vorzubereiten, was folgt: Bevor nämlich der Biker-Hunger und Durst auf der Cisloner Alm gestillt werden kann, führt eine steile Rampe mit etwa 20 Prozent Steigung bergan. Schließlich wird der Radler auf der Cisloner Alm mit leckerem Essen und wundervollen Ausblicken auf Südtirols Süden, die Mendel und die Brenta mehr als entschädigt.
Die Abfahrt wartet mit zwei Varianten auf: Die erste ist eine anspruchsvolle Abfahrt für Könner, die zweite bietet lässiges Gondeln bergab auf einer Teerstraße mit tollen Ausblicken. Der Bikefex radelt von der Alm über die Wiesen, müht sich stets der Markierung in nordwestlicher Richtung folgend durch den Wald steil hinunter zur kleinen Siedlung Glen (Gleno) bis nach Pinzon und Neumarkt. Alle anderen rollen den Aufstiegsweg zurück nach Truden und auf der Asphaltstraße über Mühlen (Molini), Glen und Pinzan zurück nach Neumarkt und über die schon bekannte Strecke nach St. Josef am See.

Vom Traminer Höhenweg hinauf zum Grauner Joch

Diese Tour hat’s in sich. Auf den konditionsstarken Bergradler wartet eine Höhendifferenz von 1.578 Metern, und auch die Tourenlänge ist mit knapp 60 Kilometern nicht von schlechten Eltern. Doch auch der Biker, der gemütlich unterwegs ist, kann sich die Rundfahrt vornehmen. Er braucht nur an der Abzweigung zum Grauner Joch vorbeizuradeln.
Start der Tour ist St. Josef am See. Der sonnige Barleiter Weg führt durch die Weinberge hinauf nach Kaltern und eignet sich perfekt zum Warmfahren. Schattig wird’s beim Eintauchen in den Wald. Der Kalterer Höhenweg, der immer wieder schöne Ausblick hinunter ins Tal auf Obstgärten und den See bietet, führt über Ziegelstadel (732 m), das Berggasthaus Gummerer Hof (751 m), die Zöggeler Wiese (704 m) und das Höllental bis zum Buschenschank Lenzenhof (854 m).

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Die bislang eher gemütliche Tour bietet mit dem Abstecher hinauf zum Grauner Joch (Passo di Còredo, 1.796 m) eine Variante für Konditionswunder.
Auf etwa halber Strecke zwischen Lenzenhof und Graun zweigt die Straße zum Grauner Joch rechts ab. Die gleichmäßige Steigung ist unterbrochen durch steile Rampen, bis ein gekiester Forstweg auf etwa acht Kilometern Länge ordentlich ansteigt. An schroffem Fels entlang schlängelt sich der Weg, führt vorbei an Lichtungen, die schöne Ausblicke bieten, und durch dichte Waldstücke, die Schatten liefern, der gerade recht kommt, denn der Schweiß rinnt in Strömen. Das Grauner Joch selbst ist kein Highlight, aber wer bereit ist, sein Rad zurückzulassen und zu Fuß weiter auf dem Mendelkamm-Weg in nördlicher Richtung zum Wetterkreuz (1.844 m) zu gehen, wird mit einem wundervollen Panoramablick auf das Etschtal vor Gantkofel, Mendel und Penegal belohnt.

Wer keine Lust auf eine derartige Schinderei hat, radelt vom Lenzenhof fast eben bis Graun (Corona, 823 m).

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Von Graun geht’s in rasanter Fahrt auf dem Alten Grauner Weg kurvig bergab bis zu der abrupt auftauchenden Einmündung in die Landstraße 126. Nun führt Weg 5 immer auf der Höhe entlang oberhalb von Tal Kurtatsch (Cortaccioa, 332 m) und Tramin (Termeno, 276 m) weiter bis nach Altenburg (Castelvecchio, 610 m) mit der sehenswerten Ruine St. Peter. Der Rest der Tour ist gemütliches Rollen bergab nach Kaltern und zurück zum Ausgangspunkt.

Tourdaten

  • Anreise, Start und Ziel: xxx
  • Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln: xxx
  • Länge: 12,5 Kilometer
  • Höhendifferenz: 2.044 bis 3.031 Meter
  • Höhenmeter: bergauf 1.101 und bergab 1.102 Meter
  • Schwierigkeitsgrad: mittel

Karte, Infos und Literatur

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